Die Wanderausstellung „Die Scholls in Forchtenberg und Denkarbeit in Hohenlohe” macht im Herrenhaus in Buchenbach Station
„Im Traum läuft Sophie Scholl als Mutter mit ihrem Kind im Arm den steilen Berg zur Kirche hinauf und rettet das Kind im Arm wohl, doch sie selbst wird von der Tiefe verschlungen und kommt um.” Den Traum, den sie am Tag vor ihrer Hinrichtung träumte, wird in der Ausstellung lebendig, die seit Sonntag im Herrenhaus in Buchenbach zu sehen ist. Was der Traum bedeutet? Das Kind ist die Idee von Sophie Scholl: Die Idee der Menschlichkeit. Gemeinsam mit ihrem Bruder Hans bewahrte sich Sophie Scholl in der Zeit der schwersten Unterdrückung und Verirrung des deutschen Volkes die Klarheit des menschlichen Geistes gegenüber bewusst gesteuerter politischer Lüge und die Reinheit mitmenschlicher Liebe gegenüber bewusst gestreutem Hass und menschenverachtender Gewalt. Die Scholls, für die Forchtenberg zehn Jahre ihr Zuhause war, sind für Bürgermeister Robert Böhnel daher ganz besondere Menschen in Hohenlohe. Einen unerbittlichen Gegner des Nationalsozialismus nennt der Bürgermeister auch Theodor Häcker, der 1879 in Eberbach geboren wurde. Der Mentor der Weißen Rose habe den Geschwistern Scholl das Rüstzeug für den Widerstand mitgegeben.
Regierungspräsident Johannes Schmalzl zögerte nicht lange, als Renate S. Deck, die die Wanderausstellung konzipierte, ihn zur Eröffnung nach Buchenbach einlud. „Die Ausstellung muss bewegt werden, damit sie andere Menschen bewegt”, sagt der Regierungspräsident am Sonntagnachmittag. Nur wer die Vergangenheit kenne, kann die Zukunft gewinnen. Er richtet daher den Blick der Besucher auf die Zeit der Familie Scholl in Forchtenberg. Dort war der Vater von Hans und Sophie Scholl Bürgermeister. Robert Scholl widerstand dem nationalen Rausch und habe dies seinen Kindern vermittelt. Den Goethe-Satz „Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten” machte er zur Familienmaxime. Das bedeutete auch, Härte gegen sich selbst zu praktizieren. „Man muss einen harten Geist und ein weiches Herz haben”, zitiert der Regierungspräsident Sophie Scholl, die am 22. Februar 1943 hingerichtet wurde.
Die Ausstellung trägt für Landrat Dr. Matthias Neth dazu bei, die Erinnerung aktiv und lebendig zu halten. Der Traum von Sophie Scholl, ihre Idee der Menschlichkeit gelte es wach zuhalten. „Durch die Ausstellung lernen wir, den hohen Wert der Demokratie zu schätzen”, sagt der Landrat. Die Region fühle sich den Scholls, diesen besonderen Menschen verpflichtet. Er bezeichnet sie als große Vorbilder. Die Gedenkarbeit an die Scholls und die Weiße Rose müsse lebendig bleiben.
Bernhard Woll widmet sich bei der Eröffnung der Ausstellung dem Mentor von Hans und Sophie Scholl vom Widerstandskreis „Weiße Rose”. Er nimmt die Besucher mit auf die Spuren von Theodor Häcker, dessen Geburtshaus die ehemalige Schmiede in Eberbach war. 135 Jahre ist es her, als der Schriftsteller, Kulturkritiker und Übersetzer Eberbacher Luft schnupperte und Jagsttäler wurde. Bernhard Woll ermöglicht, Theodor Häcker, der prophetischen Stimme des Widerstandes gegen den Ungeist der deutschen „Herrgottreligion” zu begegnen. Einem Täfelchen wird man am Geburtshaus in Eberbach begegnen können, das an Theodor Häcker erinnert. Dort sollen auch die Sophie Scholl Rosen blühen, die Renate S. Deck und der Bürgermeister von Forchtenberg Uwe Gysin mitgebracht haben. „Je mehr ich mich mit den Scholls beschäftigte und sie kennenlernte, umso deutlicher wurde mir ihre Einmaligkeit”, erzählt Renate S. Deck, die sich seit 1990 der Denkarbeit in Hohenlohe widmet. Die Waffen der Scholls sei das Wort gewesen, in dem der Geist sich selber Sprecher suchte. Die Initiatorin der Sophie-Scholl-Gedenkstätte in Forchtenberg ermutigt, nicht im Gestern stehen zu bleiben, aber dem Gestern Gestalt zu geben. Dies ist Renate S. Deck auch mit ihrem jüngsten Buch „Spuren einer Freundschaft” wiederum gelungen. Es erzählt von der Freundschaft zwischen Sophie Scholl und Lisa Remppis, deren Vater Notar in Langenburg war. Das Buch beleuchtet auch die enge Beziehung zwischen Hans Scholl und Lisa Remppis und es ist ein weiteres Stück Wegs der Erinnerung und des Gedenkens.
Info: Die Ausstellung wird im August im Herrenhaus gezeigt. Am 23. August um 18 Uhr startet Renate S. Deck von dort zu einer Abendwanderung mit Texten von Theodor Häcker und lädt anschließend zu einer Lesung ein.